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  • Beitrags-Kategorie:Logistik / Politik
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Einschätzung zur Bundestagswahl 2025

Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 in Deutschland hat potenzielle Auswirkungen auf die Fracht- und Fulfillment-Preise sowie die Verfügbarkeit von Transport- und Logistikkapazitäten für mittelständische Unternehmen. Eine mögliche Koalition zwischen CDU/CSU und SPD könnte dabei spezifische Effekte in kurz-, mittel- und langfristiger Perspektive haben.

Kurzfristige Senkung der Betriebskosten

Auswirkungen (1 Jahr):

In den ersten zwölf Monaten nach der Wahl ist mit einer Phase der politischen Konsolidierung zu rechnen. Die neue Regierung könnte Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft und zur Unterstützung des Mittelstands einleiten. Mögliche Schritte könnten die Einführung von Förderprogrammen für mittelständische Logistikunternehmen oder temporäre Steuererleichterungen umfassen. Konkrete Zahlen sind in diesem frühen Stadium schwer festzulegen, jedoch könnten solche Maßnahmen zu einer kurzfristigen Senkung der Betriebskosten um etwa 5% führen.

Lkw Containerzug

Ausbau von Schienen- und Straßennetz

Auswirkungen (3 Jahre):

Innerhalb von drei Jahren könnten umfassendere Reformen im Transport- und Logistiksektor umgesetzt werden. Die CDU/CSU hat in ihrem Wahlprogramm betont, die Infrastruktur auszubauen und Bürokratie abzubauen, während die SPD den Fokus auf soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Investitionen legt. Eine gemeinsame Regierung könnte daher Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, wie den Ausbau von Schienen- und Straßennetzen, priorisieren. Zudem könnten Maßnahmen zur Digitalisierung der Logistikprozesse und zur Förderung nachhaltiger Transportlösungen ergriffen werden. Diese Investitionen könnten die Effizienz steigern und die Betriebskosten für mittelständische Unternehmen reduzieren.

Implementierung digitaler Technologien

Auswirkungen (5 Jahre):

Auf längere Sicht könnten die eingeleiteten Maßnahmen zu einer signifikanten Verbesserung der Transport- und Logistikkapazitäten führen. Der Ausbau der Infrastruktur und die Implementierung digitaler Technologien könnten die Wettbewerbsfähigkeit des Logistiksektors stärken. Zudem könnten nachhaltige Transportlösungen, wie die Förderung des Schienengüterverkehrs, vorangetrieben werden. Ziel könnte es sein, den Marktanteil des Schienengüterverkehrs bis 2030 auf 25% zu erhöhen.

Es ist jedoch zu beachten, dass die tatsächlichen Auswirkungen von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter die globale Wirtschaftslage, technologische Entwicklungen und die konkrete Ausgestaltung der Regierungsprogramme. Daher sollten mittelständische Unternehmen die politischen Entwicklungen aufmerksam verfolgen und ihre Strategien entsprechend anpassen.

Markt mit Regierungsbeteiligung der AfD komplex und vielschichtig

Eine Koalition zwischen der CDU/CSU und der AfD auf Bundesebene wäre ein politisches Novum und hätte weitreichende wirtschaftliche, gesellschaftliche und geopolitische Konsequenzen. In Bezug auf Fracht- und Fulfillment-Preise sowie die Verfügbarkeit von Transport- und Logistikkapazitäten könnten die Auswirkungen für mittelständische Unternehmen komplex und vielschichtig sein.

Zoll

Neuausrichtung von Zoll- und Einfuhrregeln

Auswirkungen (1 Jahr)

  • Marktverunsicherung: Die Bildung einer solchen Koalition würde wahrscheinlich zu erheblicher Verunsicherung bei internationalen Handelspartnern führen. Dies könnte kurzfristig zu einem Rückgang von Auslandsinvestitionen und veränderten Lieferketten führen.
  • Regulierungen: Die AfD vertritt häufig protektionistische Positionen, einschließlich möglicher Vorschläge zur Neuausrichtung von Zoll- und Einfuhrregeln. Neue Grenzkontrollen und Bürokratie könnten die Import- und Exportkosten erhöhen.
  • Preissteigerungen: Durch mögliche logistische Engpässe und erhöhte Zollabfertigungen könnten die Frachtpreise um bis zu 7-10% steigen.

Belastung bei internationalen Stückgutkooperationen

Auswirkungen (3 Jahre)

  • Reduzierung internationaler Kooperationen: Falls eine Abschottungspolitik vorangetrieben wird, könnten Handelsbeziehungen mit EU-Ländern belastet werden. Dies würde den Logistikmarkt in Deutschland stark treffen, zumal bei internationalen Frachttransporten ein höherer Zeitbedarf entstehen könnte.
  • Infrastruktur- und Verkehrsstrategie: Die AfD befürwortet häufig Investitionen in fossile Energieträger und Straßenverkehrsinfrastruktur, was möglicherweise den Schienengüterverkehr benachteiligen könnte. Ein Mangel an nachhaltigen Transportkonzepten könnte mittelständische Unternehmen finanziell belasten.
  • Digitalisierungsdefizite: Fehlender Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit könnte dazu führen, dass Deutschland im Bereich automatisierter und digitaler Fulfillment-Prozesse zurückfällt.

Distributionsnetzwerke außerhalb Deutschlands

Auswirkungen (5 Jahre)

  • Abkopplung von EU-Vorgaben: Ein Austritt aus bestimmten europäischen Verkehrsabkommen wäre denkbar, was hohe Handelsbarrieren schaffen könnte.
  • Verlagerung der Logistikketten: Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Produktions- und Distributionsnetzwerke außerhalb Deutschlands zu verlagern, um Kostensteigerungen zu vermeiden.
  • Kostensteigerungen: Aufgrund potenziell gestiegener Treibstoffpreise, ineffizienter Verkehrssysteme und isolierter Handelsstrategien könnten Frachtkosten um bis zu 15-20% höher liegen als im Vergleich zu einer EU-integrierten Politik.

Diese Szenarien verdeutlichen, dass eine Koalition zwischen CDU/CSU und AfD erhebliche Unsicherheiten für mittelständische Unternehmen im Transport- und Logistiksektor mit sich bringen würde. Der Abbau internationaler Handelsbeziehungen und eine mögliche protektionistische Wirtschaftspolitik könnten langfristig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf globalen Märkten noch weiter gefährden.

EU Binnenmarkt

Handelshemmnisse und Zollbarrieren

Der Gedanke, dass mit einer möglichen Koalition zwischen CDU/CSU und AfD ein Abbau internationaler Handelsbeziehungen einhergehen könnte, basiert auf folgenden Beobachtungen und Positionen:

  1. Protektionistische Wirtschaftspositionen:
    Die AfD hat sich in ihrem Parteiprogramm und öffentlichen Statements wiederholt für eine stärkere nationale Kontrolle über Märkte, Wirtschaft und Handel ausgesprochen. Forderungen nach einer Verringerung der Abhängigkeit von internationalen Lieferketten und der Rückverlagerung von Produktionskapazitäten („Reindustrialisierung Deutschlands“) lassen Tendenzen erkennen, die eher auf einen protektionistischen Kurs abzielen.
  2. EU-kritische Haltung:
    Die AfD vertritt eine klare Kritik an der Europäischen Union und fordert in Teilen den Austritt Deutschlands („Dexit“). Sollte ein solcher Kurs realisiert werden, würde dies wahrscheinlich zur Auflösung oder Einschränkung zentraler Handelsabkommen führen, einschließlich der Zollunion und des freien Warenverkehrs innerhalb Europas.
  3. Regulierungs- und Zollfragen:
    Eine Distanzierung von EU-Vorgaben würde auch bedeuten, dass deutsche Unternehmen sich neuen Handelshemmnissen und Zollbarrieren gegenübersehen könnten. Dies würde insbesondere die stark auf Export ausgerichteten mittelständischen Unternehmen treffen.
  4. Wahrnehmung im Ausland:
    Eine Regierung, in der eine Partei wie die AfD einen relevanten Einfluss ausübt, könnte internationale Partner verunsichern. Eine solche politische Konstellation könnte ausländische Investoren davon abhalten, Deutschland als stabilen Logistik- und Geschäftspartner zu sehen. Mögliche Konsequenzen wären Handelsumleitungen und die Suche nach alternativen Märkten.
  5. Vergleichbare Entwicklungen in anderen Ländern:
    Ähnliche protektionistische oder nationalistische Wirtschaftspolitiken in Ländern wie den USA unter der Trump-Administration (z. B. durch Handelskonflikte mit China und der EU) haben gezeigt, dass solche politischen Strömungen zu Handelskonflikten und Markteinbrüchen führen können.

Diese Schlussfolgerungen sind hypothetisch und würden selbstverständlich von den tatsächlichen Handlungen einer solchen Koalition abhängen. Eine völlige Abkoppelung ist nicht zwangsläufig, jedoch könnten Einschränkungen im freien Handel und internationale Marktverlagerungen wahrscheinlicher werden.

Binnenmarkt bleibt zollfrei

Eine Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Deutschland könnte aber auch tatsächlich kurzfristig einige positive Effekte auf den Transport- und Fulfillment-Bereich haben, insbesondere:

  1. Günstigere Logistikkosten durch kürzere Distanzen
  • Lokale Produktion bedeutet kürzere Transportwege zwischen Produktionsstätten, Lagern und Endkunden. Dadurch könnten mittelständische Unternehmen Kosten einsparen, insbesondere bei Fracht und der „Last Mile“-Logistik.
  • Gerade im E-Commerce-Sektor, wo schnelle Lieferzeiten noch entscheidend sind, könnten solche Vorteile direkt in Form von niedrigeren Endverbraucherpreisen und effizienteren Lieferketten sichtbar werden.
  1. Verringerung von Abhängigkeiten
  • Die AfD-Positionen zur „Reindustrialisierung Deutschlands“ zielen darauf ab, Lieferketten robuster und weniger anfällig gegenüber internationalen Krisen zu machen. Das könnte mittelständischen Unternehmen helfen, ihre Fulfillment-Prozesse stabiler zu gestalten.
  1. Binnenmarkt-Zollfreiheit als Möglichkeit
  • Wenn Deutschland trotz einer nationalistischeren Ausrichtung im Binnenmarkt bliebe, wäre die Annahme plausibel, dass der zollfreie Handel innerhalb der EU weiterhin Bestand hätte. In diesem Szenario könnten internationale Transportkosten im europäischen Raum ebenfalls konstant bleiben.

Potenzielle Herausforderungen

  1. Produktionskosten in Deutschland
    • Die Rückverlagerung von Produktionen würde aber wahrscheinlich erstmal zu höheren Produktionskosten führen, da Löhne und Energiepreise in Deutschland aktuell noch höher sind als in vielen asiatischen oder osteuropäischen Ländern. Diese Mehrkosten könnten mögliche Einsparungen bei Transport und Logistik aufwiegen.
  2. Kapazitätsengpässe
    • Ein plötzlicher Fokus auf den inländischen Markt könnte zu einer Überlastung deutscher Infrastruktur führen. Der Schienengüterverkehr und das Straßennetz sind bereits jetzt stark ausgelastet.
  3. Internationale Handelsreaktionen
    • Falls Deutschland als Standort sich stärker isoliert oder protektionistisch auftritt, könnten internationale Partner mit Gegenmaßnahmen wie Zöllen reagieren. Auch Investitionen aus dem Ausland könnten geringer ausfallen.

Eine gezielte Rückverlagerung könnte kurz- und mittelfristig Kostenvorteile im Fulfillment und Transport bringen. Entscheidend bleibt jedoch, wie realistisch es ist, diese Strategie umzusetzen, ohne in internationale Handelskonflikte zu geraten oder durch höhere Produktionskosten langfristig Nachteile zu erleiden. Eine differenzierte und strategische Wirtschaftspolitik könnte die positiven Aspekte tatsächlich unterstützen.

Bleibt es beim weiter so …

Eine Regierungsbeteiligung mit Bündnis 90/Die Grünen, möglicherweise in einer Koalition mit der SPD oder/und anderen linken Parteien, würde sicherlich andere Prioritäten und Auswirkungen auf den Mittelstand, die Transportbranche und den Logistiksektor mit sich bringen. Eine Wahrnehmung, dass grüne Politik mit Herausforderungen für den Mittelstand verbunden sein könnte, basiert vermutlich auf Themen wie steigenden Energiekosten, Regulierungen und Bürokratie.

Auswirkungen (1 Jahr)

  1. Strengere Umweltauflagen:
    • Die Grünen setzen stark auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Eine schnelle Verschärfung von Umweltstandards (z. B. CO₂-Grenzwerte für Transportunternehmen) könnte kurzfristig zu steigenden Betriebskosten führen.
    • Unternehmen im Logistiksektor müssten womöglich hohe Investitionen in emissionsarme Fahrzeuge oder Technologien tätigen.
  2. Förderprogramme:
    • Gleichzeitig könnten Förderprogramme für nachhaltige Logistiklösungen (etwa Elektromobilität im Transport) eingeführt werden. Diese könnten zwar helfen, aber oft greifen solche Programme erst sehr verzögert und immer in den freien Markt ein.
  3. Energiekosten:
    • Die Energiepolitik der Grünen ist traditionell auf den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien ausgerichtet, was kurzfristig zu einem Anstieg der Strompreise führen könnte. Das würde insbesondere energieintensive Betriebe wie Fulfillment-Zentren weiter belasten.

Straßen Güterverkehr

Stiefkind straßenbasierter Güterverkehr

Auswirkungen (3 Jahre)

  1. Verlagerung hin zu grüner Infrastruktur:
    • Es ist wahrscheinlich, dass massiv in den Ausbau des Schienenverkehrs investiert wird. Das könnte zwar langfristig Transportkosten senken, kurzfristig jedoch zu Baustellen und Engpässen führen.
    • Straßenbasierter Güterverkehr würde möglicherweise weniger stark gefördert.
  2. Digitalisierung und Innovationsanreize:
    • Die Grünen könnten Innovationen im Bereich digitalisierter Logistik (z. B. autonome Lieferfahrzeuge und Plattformtechnologien) unterstützen, was dem Mittelstand helfen könnte, sich effizienter aufzustellen.
  3. Mögliche Insolvenzen:
    • Mittelständische Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, sich an verschärfte Nachhaltigkeitsvorgaben und steigende Energiekosten anzupassen, könnten tatsächlich Insolvenzen riskieren. Eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) zeigt, dass etwa 25% der deutschen KMUs Schwierigkeiten haben, ihre Geschäftsmodelle schnell auf Klimaneutralität umzustellen.

Klimabewusst in die Zukunft

Auswirkungen (5 Jahre)

  1. Stärkere Marktposition durch nachhaltige Prozesse:
    • Unternehmen, die den Übergang zur Klimaneutralität erfolgreich schaffen, könnten auf internationalen Märkten wettbewerbsfähiger werden, da grüne Lieferketten zunehmend nachgefragt werden.
  2. Deutliche Einsparungen im Betrieb:
    • Der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien könnte langfristig zu stabileren Energiekosten führen, sobald die anfänglichen Umstellungskosten abgegolten sind.
  3. Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit:
    • Deutsche Logistik- und Fulfillment-Unternehmen könnten in einer global zunehmend klimabewussten Wirtschaft Vorreiter sein und dadurch langfristig Marktanteile gewinnen.

Kurz- und mittelfristig könnte eine Regierungsbeteiligung der Grünen für den Mittelstand herausfordernd bleiben, insbesondere durch hohe Anpassungskosten und regulatorische Anforderungen. Doch für Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Lösungen setzen, könnten sich langfristig Chancen und Wettbewerbsvorteile ergeben. Ein entscheidender Punkt bleibt die Balance zwischen Fördermaßnahmen und praktikablen Anforderungen, damit Unternehmen nicht in die Insolvenz gedrängt werden. Fördermaßnahmen sind aber auch immer ein Eingriff in den freien Markt. Diese müssten mit sehr viel Bedacht erfolgen.

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